Covid - fast geschafft
18.05.2020
FUNCHAL (UHM) Madeira wäre fast Covid-frei, wenn nicht einige Leute aus Câmara de Lobos vom Festland mit der Krankheit zurückgekehrt wären und nach der ersten Quarantäne ihre Familie und Bekannten infiziert hätten.
Unsere Regierung hat gute Arbeit geleistet; sie hat die Infizierten und uns, die Bevölkerung, frühzeitig eingedämmt. Bevor die Landesregierung die Schließung des Flughafens und der Häfen anordnete, begannen unsere Leute bereits damit, die Temperatur der Passagiere und Besatzungen zu messen und auf mögliche Infektionen zu prüfen. Uns geht es gut; wir haben jetzt nur 31 aktive Fälle, alle mild und in Quarantäne. Diejenigen, die unglücklicherweise an dem Virus erkrankt sind, sind derzeit in einem Resort in Cabo Girão unter Verschluss, immerhin in einem, Fünf-Sterne-Resort mit vollem Meerblick und gutem Essen. Sobald sie zwei negative Covid-Tests erbracht haben, dürfen sie in ihr Zuhause zurück. Und wir können Madeira für Covid-frei erklären und sind bereit, nicht infizierte Touristen aufzunehmen (das wird der schwierige Teil).
Aber eine Regierung reagiert immer im Nachhinein. Aus diesem Grund haben wir jetzt auf der Insel Poster, mit dem Geld der Steuerzahler bezahlt, die uns mahnen, unsere Autos, Schlüssel, Münzen, alle gekauften Dosen und Verpackungen zu desinfizieren, nachdem wir unsere Lebensmittel aus dem Supermarkt nach Hause transportiert haben. Wir tragen Masken in Geschäften, die ausgestattet sind wie dazumal alte Banken: man war bereit für jeden Banküberfall. Wir tragen pflichtbewusst Masken in den Bussen, obwohl wir ziemlich sicher sein können, dass die einzigen Viren, die in der Luft herumschweben, im Cabo Girão im Hotel herumlungern.
Die Portugiesen, vielleicht noch mehr die Madeirenser, sind ein gehorsames Volk. Sie wahren einen Abstand von 2 m und entwickeln Asthma und Erkältungen in der feucht-warmen Maske, die sie vor ihrem Mund herumtragen. Sie sind gehorsam, aber lustlos, weil sie nicht einmal einen Kaffee trinken und sich dazu hinsetzen dürfen. Auf einer Insel ohne Neuinfektionen und mit offensichtlich gekappten Übertragungswegen ist das unverhältnismäßig.
Am 18.5. dürfen zwar Restaurants und Coffee-Shops wieder öffnen, aber mit Auflagen (Plexiglasscheiben, Abstand zum Mitmenschen, Masken, allergie-auslösende Desinfektionsmittel). Leider werden uns diese Maßnahmen noch lange erhalten bleiben. Angst ist ein starker Motor.
Wir warten begierig auf die Nachricht, dass wir Covid-frei sind, damit sich unsere Tourismus-Insel wieder für Ausländer öffnen kann, die dringend zu uns kommen wollen, um unser mildes Klima, die Sehenswürdigkeiten, Spaziergänge und unser Essen zu genießen.
Eine enorme Menge an Geschäften sind pleite gegangen und viele Menschen haben ihre Lebensgrundlage verloren. Aber wir werden den Tourismus wieder zu seiner alten Form aufbauen.